Oberharzer Mund Art
Die Oberharzer Kunst, den weltweit einmaligen Dialekt zu sprechen

Harzfarben

Es gibt also keine amtlich zugelassenen Oberharzer Farben. Das stört bei den Schützen- oder Bergfesten nicht. Die ausgelegten Fähnchen oder die ausgehängten Fahnen mit den Oberharzer Farben repräsentieren nichts offiziell.

Die Farben des Oberharzes werden "Schwarz/Grün/Gold" dargestellt. Eigentlich passen sie nicht zum Oberharz, denn die welfischen Farben waren Gelb (für Gold) / Rot / Hellblau / Weiß (für Silber), durch einen Leoparden vervollständigt, der zum englischen Löwen wurde, sich mit blauen Krallen und einer blauen Zunge an den blauen Löwen des Zweiges Lüneburg anlehnte.

Um es gleich vorweg zu nehmen, dürfte als sicher anzunehmen sein, dass die Bundesfarben ursprünglich von den Farben Karls I. und Friedrichs II. abstammen.

Die Oberharzer Farben dürften zu zwei Dritteln (schwarz/grün) von den Anordnungen des Oberbergamtes herrühren. Die 3. Farbe (Gold) dürfte den Bundesfarben entnommen worden sein.

die Chronologie der Farben

800
Karl I. (der Große) bestimmt den schwarzen Adler mit roten Krallen auf gelbem Grund zu seinen Farben

1185
der Großmeister des Deutschen Ritterordens, Hermann von Salza (1162-1239) bestimmt den schwarzen Adler auf gelbem Grund, mittig befestigt auf einem goldenen Kreuz, schwarz gerahmt, zu seinen Farben

1229
Friedrich II. bestimmt für seinen 5. Kreuzzug den schwarzen Adler, mit roten Krallen auf gelbem Grund Karls I. als seine Farben. Mittig mit dessen Brustschild in Schwarz/weiß.

Es dürfte sich dabei um die späteren Farben Kaiser Wilhelm I. handeln: Schwarz/weiß/rot (Krallen)

1792
der Clausthaler Berghauptmann und Vertreter des Fürsten am Oberbergamt, Heinrich Wihelm von Trebra, bestimmt für die Pochjungen, die den besuchenden Herzog von Cambridge (7. Sohn Georg III.) in Clausthal begleiten sollen, als Bekleidung:
schwarze Hose und Jacke, grüner Schachthut/Mooskappe

1800
für die Bediensteten des Oberbergamtes Clausthal wird als Dienstbekledung bestimmt:
Bergbeamte von der Feder (über Tage): schwarze Dienstbekleidung, Schachthut und für die Forstbeamten: grüne Bekleidung und Jägerhut

1813, 1814
das Lützow`sche Freikorps, die "Schwarze Schar", des "schwarzen Herzogs" Friedrich Wilhelm von Braunschweig-Oels, trägt als Uniform: komplett schwarze Uniform, rote Biesen, goldene Knöpfe, silbernen Totenkopf an der Mütze, auf schwarzen Pferden, sie kämpften bei Waterloo im Zentrum gegen Napoleon, wurden anschließend ein reguläres Infanterieregiment. Der silberne Totenkopf an der Mütze wird 1870/1871 zum Zeichen des Feldherrn Wilhelm II.

1815
die Oberharzer bergmännischen Aufsichten , die Steiger, tragen als Arbeitsbekleidung: schwarze Hose, schwarzer Kittel, grüner Schachthut, goldene Knöpfe

Die goldenen Knöpfe werden vom Oberbergamt gerügt, da diese nur höheren Dienstgraden des Oberbergamtes zustehen sollen

In Sachsen tragen die Bergleute grün/weiße Federbüsche am Schachthut. Grün/weiß sind die Grundfarben des Landes Sachsen

1836
anläßlich des Hambacher Festes am Vorabend der Deutschen Revolution (1848) tragen  Studenten "neue" 3-farbige Fahnen: Schwarz / Rot / Gold.

1848
Oberharzer Musikgruppen tragen als Auftrittsbekleidung:
schwarze Jacke, goldene Knöpfe,  grünes Barett

1850
Der Oberharzer Heimatdichter Adolf Ey beschreibt in einem Gedicht die Oberharzer Farben poetisch: schwarz der Schacht, grün die Wälder, golden und rot die Sonne bei der Ausfahrt

1869
die studentische Verbindung "Araucania" wird in Santiago de Chile mit den deutschen Farben gegründet

1871
Kaiser Wilhelm I. trägt bei seiner Kaiserproklamation am 18.1.1871 in Versailles diese Uniform: komplett schwarz, rote Bisen an den Ärmeln und am Kragen, goldene Schärpe, Sein Symbol enthält mittig das Brustschild Karls I. und Friedrich II

1880
im Harzbergkalender von 1880 werden die Oberharzer Farben dreiteilig gezeigt. Der Ursprung der Farben wird nicht genannt.

1884
das neue deutsche Kolonialreich führt die neue deutsche Kolonialflagge: Schwarz/Weiß/Rot mit dem mittigen schwarzen Adler mit roten Krallen, Gold (gelb) ist nicht vorhanden

1885
die deutsche Kolonie, "Schutzgebiet" genannt, erhält als "Deutsch- Südwest-Afrika" eine eigene Flagge. Hier sind wieder die Farben Schwarz / Rot / Gold vorhanden, zudem mittig die Farben des Brustschildes Friedrich II., schwarz und weiß

1886
die deutsche Kolonie "Deutsch Ost-Afrika" bekommt ebenfalls eine eigene Flagge. Auch hier sind die Farben Schwarz / Rot / Gold einmal im oberen Adlert und dann in der Gesamtansicht vorrangig

1900
in einem studentischen Lied werden die Harzfarben besungen: Schwarz / Grün / Gold. Es stellt sich heraus, dass es die Farben der Verbindung sind.

1906
die Oberharzer Bergmusiker tragen bei Auftritten: schwarzen Bergkittel, dicke goldene Schnüre, grünen Schachthut, silberne Schlägel und Eisen an der Mütze

1907
der Bergrat Professor Schnabel beschreibt die Harzfarben poetisch: schwarz die Bergnacht, grün die Tannen (Fichten), golden die Sonne.
Die tatsächliche Herkunft der Farben wird nicht beschrieben

1919
nach dem WK I ordnet das Oberbergamt die Farben der Direktoren/Professoren der Institute der Bergakademie an: schwarze Hose, schwarzer Bergkittel, grüne Aufschläge an den Ärmeln und am Kragen, goldene Knöpfe

1926
in der chilenischen Stadt Provincia wird die studentische Verbindung "Andinia" mit den Farben des Oberharzes gegründet

1933
Reinecke-Altenau konzipiert die Trachten der Oberharzer Musik- und Heimatvereine nach einem Ölgemälde aus der Veste Coburg, anläßlich der Trachtenhochzeit des Herzogs  Johann Casimir von Coburg (Franken) 1599 mit der welfischen Prinzessin Margarethe von Braunschweig-Lüneburg. In dem Ölgemälde werden die anwesenden Trachten dargestellt, so auch die heutige farbliche Variante, Reinecke fügt sieben Rüschenstreifen für die sieben Bergstädte am Oberarm der Jacken hinzu.

1950
Bundespräsident Theodor Heuss bestimmt am 20.1.1950 die Farben der Bundesdienstflagge für alle deutschen Behörden. Neben den schon bekannten Farben des Hambacher Festes trägt sie den bekannten Adler Friedrichs II. in der Mitte.

1957

Das nachfolgende Gedicht von Erich Kurt Waldner von 1957 beschreibt die Harzfarben ebenfalls poetisch:

Schwarz leit in Tol un Grund de Nacht
Schwarz liegt in Tal und Grund die Nacht
Schwarz schtiert un gähnt de Tief in Schacht
Schwarz stiert und gähnt die Tiefe im Schacht
 Schwarz hockt dr Tud mit hahmschen Sinn
Schwarz hockt der Tod mit hämischem Sinn
mank unerer Arbt vorn Schtuß sich hin 
zwischen unsere Arbeit vor dem Stoß sich hin
Grien schtiehn de Barge wät un brät
Grün stehen die Berge weit und breit
Grien lächt de Wies in Friehlingskläd
Grün leuchtet die Wiese im Frühlingskleid
grien Huppen lächt dorch Busch un Tann
Grünes Hupfen leuchtet durch Busch und Tann
Schpecht, Grienitzer un Zessighahn
Specht, Grünfink und Zeisighahn

Gold hott in unre Barge kä Schtell
Gold hat in unseren Bergen keine Stelle
Gold hahn mr drfier in dr Kahl
Gold haben wir dafür in der Kehle
Gold hahn in Hartz mr allezät
Gold haben im Harz wir alle Zeit
Trei, Fruhsinn un Zufriedenhät
Treue, Frohsinn und Zufriedenheit

Schwarz-Grien-Gold sän des Harzes Farm
Schwarz-Grün-Gold sind des Harzes Farben
har is net reich, har is net arm
er ist nicht reich, er ist nicht arm
alles ,wos mr sän un hahn, hährt ihn
alles, was wir sind und haben, gehört ihm
kä anrer kann wie mir ne liehm
kein anderer kann wie wir ihn lieben

2000
im Bundestag wird der ursprüngliche schwarze Adler silbern dargestellt. Zu seinen Füßen stehen die 3-farbige Bundesflagge und die Flagge der europäischen Union.